Severin König
Category:
Blog
By:
Tina Spescha
Date:
November 18, 2024
www.7key.ch
Tina Spescha, 18. Nov. 2024 (2 Min. Lesezeit) www.7key.ch
Protoplast: Einblicke in ein zeitgenössisches Kunstprojekt
Aktualisiert: 21. Nov. 2024
Wenn Kunst und Schöpfung in ihren grundlegenden Dimensionen miteinander verschmelzen, entstehen Projekte, die das Denken und Fühlen ihrer Zeit spiegeln. Ein solches ist Protoplast, das von drei Basler Künstlern gegründet wurde und seit 1990 auf faszinierende Weise Fragen nach dem "zeitgenössischen menschlichen Unternehmen" und dem Wesen künstlerischer Schöpfung stellt. Mit Hingabe an das Experimentieren und einer ganz eigenen Philosophie zur Gestaltung und Bedeutung ihrer Werke, hat Protoplast eine Nische geschaffen, die das Publikum in ihren Bann zieht. In unserem Interview werfen wir einen Blick hinter die Kulissen dieses einzigartigen Kunstprojekts und lassen uns von den Visionen und Gedanken der drei kreativen Köpfe inspirieren.
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Was ist das Ziel von Protoplast und wie ist die Idee entstanden?
Protoplast wurde 1990 von drei Basler Künstlern gegründet, die sich mit der Frage nach dem „zeitgenössischen menschlichen Unternehmens“ auseinandersetzten. Daraus entstand damals unser erstes Programm zur Entwicklung, Herstellung und zum Vertrieb von imaginären Produkten. Dieses Programm wurde im Jahre 2010 abgeschlossen und ein neues Programm zur Generierung von Artefakten gestartet. Es gibt kein unbedingtes Ziel, das erreicht werden muss. Die protoplastische Tätigkeit selbst ist für uns erfüllend, faszinierend und befriedigend. Offensichtlich auch für ein immer größer werdendes Publikum.
Was ist für euch der Unterschied zwischen „künstlich“ und „künstlerisch“?
Wir nennen unsere heutigen Werke Artefakte. Wir kennen ihre genaue Bedeutung nicht. Hinweise, was damit gemeint sein könnte, finden wir in den offiziellen Definitionen, z.B. „von Menschenhand geschaffen“ oder auch „Bildstörungen“ im Computerbereich. Protoplastische Artefakte werden grundsätzlich ohne künstliche Intelligenz oder computertechnische Hilfsmittel rein manuell und fotografisch generiert. Es brauchte allerdings Jahre der Entwicklung, um die richtige Beleuchtung vor der Kamera zu bewerkstelligen. Daraus entstehen Installationen, Ölbilder, Holzschnitte, Textilien, geklebte Papierkaskaden und andere Ausformungen. Der Begriff „künstlich“ wird im üblichen Sinne als etwas verwendet, das nicht durch natürliche Prozesse, sondern absichtlich geschaffen wurde. Die zusätzliche Dimension „künstlerisch“ ist eine weitere inhaltliche Bedeutungsebene, die über das rein „Künstliche“ hinausgeht.
Gibt es eurer Meinung nach einen gemeinsamen Nenner in der zeitgenössischen Kunst?
Das ist eine Frage, die wir uns nie gestellt haben, stellen oder stellen sollten.Denn unsere einzige Arbeit besteht darin, Artefakte zu schaffen, und nicht darin, Texte über die globale Kunst zu schreiben. Wir selbst sprechen oder schreiben deshalb auch nie über unsere eigenen Werke. Denn was unsere Artefakte sind, bedeuten oder darstellen, wissen wir selbst nicht - wir sind von ihrem Erscheinen ebenso überrascht wie unser Publikum. Ihre Form können wir nur bedingt beeinflussen, sie entstehen in einem natürlichen Fluss. Die Motive sind rebellisch, will sagen: nicht leicht zu bändigen. Wir befinden uns also im wahren Sinne des Wortes auf der gleichen Seite wie unsere Rezipienten - wir sind ihre Gefährten.
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Protoplast zeigt auf beeindruckende Weise, wie Kunst über Definitionen hinauswachsen kann. Ihre Artefakte entstehen in einem organischen Fluss, der die Künstler ebenso überrascht wie das Publikum. Ohne sich von der globalen Kunstlandschaft oder technologischen Mitteln beeinflussen zu lassen, schaffen sie Werke, die sowohl rebellisch als auch faszinierend sind. Es bleibt ein Gefühl der Verbundenheit: Künstler und Betrachter sind gemeinsam auf einer Entdeckungsreise. Protoplast erinnert uns daran, dass Kunst nicht immer verstanden, sondern oft einfach erlebt werden will. Ein inspirierender Abschluss eines ebenso inspirierenden Gesprächs.